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Titel
Bibracte. Le site de la maison 1 du Parc aux Chevaux (PC 1), des origines de l’oppidum au règne de Tibère.


Autor(en)
Paunier, Daniel; Thierry Luginbühl
Reihe
Bibracte 8
Erschienen
Glux-en-Glenne 2004: Institut d'archéologie et des sciences de l'antiquité Université de Lausanne
Anzahl Seiten
468 S.
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Urs Niffeler

Mit dem anzuzeigenden Band legen D. Paunier, Th. Luginbühl und ihre Koautorinnen und Koautoren die Resultate von total 15 Grabungskampagnen in PC 1 sowie dessen Umgelnände vor. Die Schlusspublikation ist also bereits wenige Jahre nach den letzten Feldarbeiten verfügbar, wofür dem Team Dank und Anerkennung gebührt.

Objekt der Untersuchung war ein Gebäude, das bereits in den 1860er- und 1870er-Jahren von J.-G. Bulliot untersucht worden war – teilweise, wie sich im Oktober 1988 zeigte: Zu diesem Zeitpunkt vorgenommene Sondierungen zeigten, dass unter dem seit mehr als einem Jahrhundert bekannten Bau in einem Schichtpaket von teilweise über 2 m Mächtigkeit 4 Vorgänger zu finden waren. Der «Conseil scientifique de BIBRACTE» übertrug dem Institut d’Archéologie et d’Histoire Ancienne der Universität Lausanne – so seine damalige Bezeichnung – ein umfangreiches Grabungsprojekt. Das Institut führte daraufhin jedes Jahr fünfwöchige Lehrgrabungen durch, deren Resultate während der Semester ausgewertet wurden, was zu Justierungen, Verfeinerungen, aber auch zum wieder in Frage Stellen von Interpretationen führte und so Einfluss auf die jeweils nächste Grabungskampagne hatte. Hierin unterscheidet sich die Unternehmung markant von vielen Notgrabungen archäologischer Dienste, die zwangsläufig innert einer knapp bemessenen Zeit ein Maximum an Informationen gewinnen müssen, ohne die Chance einer Überprüfung in einer weiteren Kampagne. In Bibracte galten ab 1989 10 Grabungskampagnen einer rund 16×36 m grossen Fläche im Nordwestteil von PC 1; 4 weitere Kampagnen wurden im benachbarten Bau PC 4 durchgeführt, 1 in der Zone nördlich PC 1.
Die Bearbeiterinnen und Bearbeiter legen in ihrer Publikation zunächst die Befunde aus der Nordwestecke von PC 1 vor, unter Würdigung der chronologischen Indizien; sie interpretieren die Reste und veranschaulichen ihre Deutungen, soweit als möglich, mit skizzenartigen axonometrischen Rekonstruktionen (Kap. 4). Der frühste Bauzustand (période 1) gehört in die Zeit 130/120–90/80 v.Chr. Es scheint sich um eine aus 2–3 Häusern sowie einen Bereich für Vorratshaltung/Lagerung (?) zu handeln. – Période 2 (90/80–ca. 50 v.Chr.) stellt sich als Anlage dar, die aus mehreren (Pfosten)Bauten sowie einer Palisadenumwehrung besteht. – Für Période 3 (ca. 50–ca. 30 v.Chr.) wurde das Areal terrassiert; darauf kamen Gebäude zu stehen, deren Plan nicht mit Sicherheit zu lesen ist, die vorhandenen Reste lassen mehrere Planrekonstruktionen zu. – Der Période 4 (ca. 30 v.Chr.–1/15 n.Chr.) ist die «maison à l’opus spicatum», ein Atriumbau, zuzuweisen. – Nach einer umfassenden Terrassierung wurde schlisslich 1/15 n.Chr. die bekannte PC 1 (période 5) errichtet, ein herrschaftliches Haus mit Atrium und Peristyl.

Es folgen ein Kapitel zu den benachbarten ausgegrabenen Zonen (PC 4 und „nördlich PC 1“), sodann eines zu den Themen Baumaterial und -technik, mit der Synthese zu den verschiedenen Bauphasen sowie der Einbindung in den urbanen Kontext. Im Kap. 7 sodann sind die Kleinfunde präsentiert und analysiert, zunächst mit 5 Unterkapiteln zu den wichtigsten geschlossenen Komplexe der 5 Perioden, danach nach Objektkategorien aufgeschlüsselt. Daraus entwickeln die Autorinnen und Autoren Überlegungen zu den Themen Romanisierung, zu Haushalt/Handwerk/Religion und zu Herkunft und sozialem Stand der Bewohnerinnen und Bewohner. 6 Anhangskapitel schliesslich sind u.a. der regionalen Kermaiktypologie und der Rekonstruktion von PC 1 gewidmet.
Die Publikation macht den Interessierten die Ergebnisse einer spannenden Grabungsserie zugänglich und dies, es sei positiv wiederholt, ganz wenige Jahre nach Abschluss der Feldarbeiten. Der Aufbau des Bandes wirkt einleuchtend. Eine einzige kritische Bemerkung sei erlaubt: Eine Zusammenfassung auf wenigen Seiten würde Eiligen die erste Annäherung an Thema und Band erleichtern, sie wäre willkommen.

Zitierweise:
Urs Niffeler: Rezension zu: Daniel Paunier, Thierry Luginbühl (dir.) Bibracte. Le site de la maison 1 du Parc aux Chevaux (PC 1), des origines de l’oppidum au règne de Tibère. Bibracte 8. Glux-en-Glenne 2004. 468 S., ca. 349 Abb., 7 Farbtaf. Zuerst erschienen in: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Nr. 88, 2005, S. 402-403.

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